Gesellschaft im Fokus

Freitag, 9. März 2007

Adieu Kulturstandort Saarbrücken

Es ist schon ein wenig verwirrend – das Vabongspiel des Geschäftsführers der Musik & Theater Saar GmbH Joachim Arnold, um die zukünftige Zusammenarbeit mit dem Betreiber des E-Werks, der Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH. Wie ein opportunistisches Fähnchen im Winde wechselt er seinen Standpunkt. Zuerst ist ihm der Mietpreis für das E-Werk zu hoch und einen Monat später heißt es, man werde den Betreibervertrag nun doch bis 2010 erfüllen.

Angesichts dieses Tatbestands stellt sich dem kulturinteressierten „Otto-Normal“ Verbraucher unweigerlich die Frage, ob es sich hier tatsächlich „nur“ um kulturelle Interessen handelt, oder ob hierbei vornehmlich Einzelinteressen im Vordergrund stehen. Wie so oft, lohnt auch hier ein Blick hinter die Kulissen. Wie im SZ-Bericht vom 8. März geschildert, ist ein gewisser Hartmut Ostermann mit 50 % an der Musik & Theater Saar GmbH beteiligt. Das dieser natürlich ein berechtigtes Interesse am E-Werk hat, scheint vor dem Hintergrund des Neubaus – unter der möglichen Beteiligung der Viktor´s Bau und Werft AG - einer „Sport- und Kulturarena“ offensichtlich. Ostermann wäre im Idealfall damit unmittelbar in die Geschäfte der beiden größten „Eventhallen“ im Saarland involviert. Ein lukratives Geschäft, welches mit einer Monopolstellung im Kultur- und Eventbereich seitens Ostermanns einher gehe.

Das diese Machtstellung für den Kulturstandort Saarbrücken in keinster Weise förderlich wäre, liegt wohl auf der Hand. Bisher fielen Arnold (und damit auch Ostermann) lediglich durch zahlreiche Beschwerden mehrerer Hallenbenutzer des E-Werks auf. Von einer gelungenen Kulturveranstaltung unter der Leitung der Musik und Theater Saar GmbH konnte jedoch keine Rede sein. Besser noch: im Februar dieses Jahres fanden im E-Werk mehr Veranstaltungen statt, als im gesamten Jahr zuvor. Auch von der qualitativen Seite wurde dem Besucher des E-Werks höherwertiges geboten, als im Jahr zuvor.

Bleibt Arnold mit seiner Musik & Theater Saar GmbH weiterhin Pächter des E-Werks, werden in der Zukunft wohl schwarze Wolken am Kulturhimmel aufziehen.

Kann man sich diesen Zustand, angesichts der starken Konkurrenz im Südwesten (beispielsweise der Arena in Trier, der Rockhal in Luxemburg und der SAP Arena in Mannheim) überhaupt noch leisten? Ich denke nicht!

Montag, 19. Februar 2007

Karneval, Faasenacht und andere Grausamkeiten

Da steht sie vor der Kasse. In ihrem Einkaufskorb tummeln sich zahlreiche Bierflaschen. Das Gesicht ist "leer", der Blick starr; als ob sie eine obere Instanz fernsteuern würde, nimmt sie ihre letzten Cents aus dem Geldbeutel um den Stoff zu bezahlen. Hurtig packt sie die Flaschen in ihren Rucksack. "bla bla bla alleh hopp, schöne Faasend, et cetera". Das Ziel rückt immer näher! Gleich kann Sie wieder flüchten, endlich den rauen und tristen Alltag hinter sich lassen, die Stadt vergessen. Befindet sich der Stoff erst einmal in ihren Adern, ist alles in Ordnung, mehr noch: es "ist scheißegal".

In der Großraumdisse laufen sie wie wild gewordene Hühner umher. Ihre Gesichter sind gezeichnet von dem Stoff der soviel Spaß bringt. Die Augen glasig, ihre Unterhaltungen nichtssagend: "Hallo wie gehts?", "ähremrmemer öhhhh ja. ja!". In der Ecke liegt ein höchstens 13-jähriger Junge, zwischen seinen Beinen ein großer braun-grüner Fleck. "achruch lass ddäenne liege, där st st steht gleich wieder auf". Okay?! Alles in Ordnung, mehr noch: es "ist scheißegal".

In der großen Schulturnhalle des Dorfes herrscht Ausnahmezustand. Vom Bürgermeister bis zum jüngsten Sohn der Familie: alle sind sie gut gelaunt, liegen sich in den Armen und kippen den Stoff solange in sich hinein, bis er kurze Zeit später wieder das Tageslicht erreicht. In der Umkleide gehts heiß her, der Familienvater treibts mit der jungen Nachbarstochter. Nebendran liegt seine Ehefrau, bewusstlos gemacht von dem Stoff der doch "ach so ungefährlich sein soll". Draußen vor der Turnhalle prügeln sich die Jüngeren die Augen aus dem Kopf. Blut spritzt, die Polizei kommt und "entschärft" die Situation. In der Turnhalle gehts hingegen weiter zur Sache. Alles in Ordnung, mehr noch: es "ist scheißegal".

Egal ob blutjung oder uralt, stockreich oder pecharm, männlich oder weiblich: sie alle! Nein! Wir alle sind Opfer einer Droge bei der anscheinend alles in Ordnung ist. Tagtäglich frisst sie Tausende auf, verwandelt den stolzen Familienvater in einen hemmungslosen Säufer, macht aus jungen aufstrebenden Menschen, Zombies erster Güte. Und warum? Warum müssen wir uns unserer selbst so dermaßen entledigen? Warum flüchten wir uns in eine Welt in der anscheinend alles "scheißegal" ist? Liegt es an unserer Umgebung die uns so krank macht? Ist der tagtägliche Kampf ums Überleben so unerträglich, dass man ihn am Wochenende mal schnell mit ner Flasche Wodka wegspült? Oder will man einfach nur Spaß haben?

"scheißegal"!

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

MELT, MELT, MELT, ich...
ahhhhhhhhhhhhhhh leck mich im Arsch! Die ersten 50...
el Toberson - 29. Mär, 15:53
Freigeister olé
JA! JA! genau SOOO sollte sich das Internet "in den...
el Toberson - 27. Mär, 00:31
Evangeline - Coming back...
Irgendwo gibt es sie immer: Diese Bands die sich...
el Toberson - 9. Mär, 17:48
Adieu Kulturstandort...
Es ist schon ein wenig verwirrend – das Vabongspiel...
el Toberson - 9. Mär, 17:27
7Fässer Wein können uns...
Habe gerade einen sehr aufschlussreiche Artikel zum...
el.jose. - 20. Feb, 19:01

Links

Musikliste

Suche

Status

Online seit 6299 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Mär, 15:53

Credits


Gesellschaft im Fokus
Kultur
Musik (Punk)
Musik (Sonstiges)
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren